Deutschland

Ifo-Index sinkt in November zum fünften Mal in Folge

Lesezeit: 2 min
24.11.2021 14:21
Die Stimmung von Top-Managern in Deutschland hat sich im November den fünften Monat in Folge eingetrübt. Einige Sektoren sind durch die Ereignisse verheerend getroffen.
Ifo-Index sinkt in November zum fünften Mal in Folge
Fichtelberg: Sachsens Liftbetreiber blicken bang auf die kommenden Wochen. (Foto: dpa)
Foto: Jan Woitas

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Krisen-Cocktail aus Lieferproblemen, Corona-Fällen und Inflation hat die deutsche Wirtschaft immer fester im Griff. Die Stimmung von Top-Managern verschlechterte sich im November den fünften Monat in Folge. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Gradmesser für die Konjunktur sank auf 96,5 Punkte von 97,7 Zählern im Oktober, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zur Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte.

"Lieferengpässe und die vierte Coronawelle machen den Unternehmen zu schaffen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Chefinnen und Chefs bewerteten die Lage nun skeptischer und blickten so pessimistisch nach vorn wie zuletzt im Januar.

Damit fällt ein versöhnlicher Ausklang im zweiten Corona-Jahr mit positivem Endspurt wohl aus. Pessimisten befürchten sogar, dass das Bruttoinlandsprodukt Ende 2021 schrumpft, nachdem es im Frühling und Sommer noch je ein Wachstum von knapp zwei Prozent gegeben hatte. "Alles in allem rechnen wir für das Winterhalbjahr mit einer Stagnation der Wirtschaft, wobei ein leichtes Minus nicht ausgeschlossen ist", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.

Andreas Scheuerle von der DekaBank sprach von einem Herbststurm: "Stück für Stück braut sich ein Unwetter über Deutschland zusammen." Erst lähmten Lieferengpässe die Industrie, dann belaste eine "Energiepreisexplosion" Kosten der Firmen und Einkommen der Konsumenten. Und nun dämpfe auch noch die steigende Zahl von Corona-Fällen.

In der Industrie trübte sich die Stimmung ein. "Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen lassen die Industrie nicht los", betonte Fuest. Es sei hier keine Entspannung zu sehen, sagte auch Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. "Die Situation ist paradox: Die Auftragsbücher sind voll, aber trotzdem sinkt wegen der Lieferengpässe die Produktion." Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen plane, die Preise zu erhöhen.

AUSSICHTEN BEI TOURISMUS UND GASTGEWERBE BRECHEN EIN

Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima spürbar. Einen stärkeren Rückgang der Erwartungskomponente gab es zuletzt im November 2020. "Die vierte Infektionswelle hat die Erwartungen insbesondere im Tourismussektor und dem Gastgewerbe einbrechen lassen", erklärte das Ifo. Die Branche stehe vor zwei bis drei schwierigen Monaten.

"Selbst wenn keine formalen Lockdowns verkündet worden sind, dürften sich viele Menschen freiwillig einschränken", sagte Wohlrabe. "Im Sommer war schon fast eine Euphorie zu spüren, das ist jetzt wieder alles weg." Auch DekaBank-Experte Scheuerle erwartet, dass sich "die Verbraucher immer mehr in ihre eigenen vier Wände zurückziehen". Der Konsum von Dienstleistungen beginne zu sinken, Käufe würden zunehmend aufgeschoben. "Leicht kann der Herbststurm zu einem Wintergewitter werden."

Die Lieferengpässe treffen auch den Einzelhandel und trüben dessen Stimmung. "Dort ist in den kommenden Monaten verstärkt mit Preiserhöhungen zu rechnen", schätzt Ifo-Chef Fuest. Am Bau verschlechterte sich die Stimmung jedoch nur leicht. Wie aus einer Umfrage des Sparkassenverbands DSGV hervorgeht, sorgen sich viele Mittelständler zudem um den Mangel an Fachkräften.

Anders als in Deutschland hat sich in Frankreich die Stimmung der Unternehmen im November zum zweiten Mal in Folge verbessert. Das Barometer für die gesamte Wirtschaft - von Industrie über Bau und Dienstleistern bis zum Handel - kletterte um zwei auf 114 Punkte, wie das Statistikamt Insee mitteilte. Der Geschäftsklimaindex liege damit deutlich über dem Niveau von vor der Corona-Krise (106 Zähler) und auch über dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Um „die Freiheit zu verteidigen“: Musk und Miliei gegen Europas Politiker?
21.05.2024

Es gibt Personen des öffentlichen Lebens, die unweigerlich polarisieren. Der erratische Unternehmer Elon Musk und Argentiniens...

DWN
Finanzen
Finanzen Legale Tricks: Steuern sparen bei Fonds und ETFs - so geht's!
20.05.2024

Steuern fressen einen großen Teil der Börsengewinne auf. DWN zeigt Ihnen 11 legale Wege, wie Sie Steuern bei Fonds und ETFs sparen und...

DWN
Panorama
Panorama In wenigen Klicks: Verbraucher finden optimale Fernwärme-Tarife auf neuer Plattform
20.05.2024

Eine neue Online-Plattform ermöglicht es Verbrauchern, die Preise für Fernwärme zu vergleichen, was eine bedeutende Rolle in der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IEA schlägt Alarm: Rohstoffmangel gefährdet Klimaschutzziele
20.05.2024

Die Internationale Energie-Agentur warnt vor einem drohenden Mangel an kritischen Mineralien für die Energiewende. Mehr Investitionen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fußball-EM 2024: Bierbranche hofft auf Rückenwind
20.05.2024

Weil die Deutschen immer weniger Bier trinken, schrumpft der hiesige Biermarkt und die Brauereien leiden. Eine Trendwende erhofft sich die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Irreführende Praktiken“: Shein muss deutsche Website anpassen
20.05.2024

Nach einer Abmahnung durch deutsche Verbraucherschützer hat Shein eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Laut vzbv-Chefin Pop machen...

DWN
Technologie
Technologie BYD baut erstes Werk in der EU: Eine Gefahr für Deutschlands Autobauer?
20.05.2024

Bereits seit Dezember 2023 steht fest, dass BYD, Chinas wichtigste und staatlich geförderte Marke für Elektroautos, ein Werk in Szeged in...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat (zweiter Teil): Die Welt ist im Wasserkampf
20.05.2024

Jörg Barandat war unter anderem militärischer Berater im Auswärtigen Amt sowie Dozent für Sicherheitspolitik an der Führungsakademie...