Deutschland

Insider: Merkel will touristische Reisen verbieten

Lesezeit: 2 min
26.01.2021 16:49
Sie sei nicht für ein Reiseverbot, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es sollten aber möglichst keine touristischen Reisen stattfinden.
Insider: Merkel will touristische Reisen verbieten
Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: dpa)
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Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht Deutschland in der Corona-Pandemie derzeit auf einem guten Weg, will aber touristische Reisen zurückfahren. Sie sei nicht für ein Reiseverbot, widersprach Merkel nach Informationen von Reuters aus Teilnehmerkreisen in der Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Dienstag entsprechenden Medienberichten. "Es sollten aber möglichst keine touristischen Reisen stattfinden", fügte sie nach Teilnehmerangaben hinzu. Es gehe allein darum, das Risiko der Einschleppung hochansteckender Virus-Mutanten zu reduzieren. Man sei wegen der sinkenden Corona-Infektionszahlen auf dem besten Wege, bald wieder Infektionsketten nachvollziehen zu können, sagte Merkel nach Teilnehmerangaben weiter.

Zuvor hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gesagt, dass man auch eine massive Einschränkung des Flugverkehrs nach Deutschland und schärfere Grenzkontrollen prüfen müsse. "Die Gefährdung, die von den zahlreichen Virus-Mutationen ausgeht, verlangt von uns, dass wir auch drastische Maßnahmen prüfen und in der Bundesregierung diskutieren", sagte der CSU-Politiker "Bild". Dazu gehörten deutlich schärfere Grenzkontrollen, besonders an den Grenzen zu Hochrisikogebieten, aber auch die Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf "nahezu Null". Er nennt Israel als Vorbild bei den Anstrengungen, die Einschleppung der Virus-Mutation nach Möglichkeit zu verhindern. Diese Position wird in Regierungskreisen aber deshalb als unrealistisch bezeichnet, weil Deutschland in der Mitte Europas liegt.

Der Deutsche Reiseverband wandte sich dagegen, das Reisen fast vollständig einzuschränken. Touristische Reisen seien schon jetzt durch die Beschränkungen in der Pandemie fast vollständig zum Erliegen gekommen. Auch der Geschäftsreisesektor liege am Boden. "Dies sollte auch die Bundesregierung zur Kenntnis nehmen. Sie sollte sich deshalb jetzt nicht darauf konzentrieren, unsere ohnehin stark eingeschränkte Reisefreiheit noch weiter einzuschränken", forderte der DRV. Die Regierung sollte vielmehr die "dramatischen Defizite" beim Impfen beheben und vernünftige Testkonzepte vorlegen. "Zudem sollte sich die Bundesregierung in der öffentlichen Debatte dringend darauf besinnen, dass Reisefreiheit ein Grundrecht ist – kein politisch zu gewährendes Privileg."

Hintergrund der Debatte ist, dass bei Reisenden hochansteckende Corona-Virus-Mutanten auch in Deutschland festgestellt worden waren. Die Mutationen waren zuvor etwa in Großbritannien, Südafrika und Brasilien festgestellt worden. Auch die belgische Regierung hatte sich in einer Schalte der Staats- und Regierungschefs vergangene Woche dafür starkgemacht, dass touristische Reisen möglichst unterbleiben sollten. Die Bundesregierung hatte zudem vergangenes Wochenende die Einreise-, Test- und Quarantäne-Vorschriften für Ländern verschärft, die als Hochrisiko-Gebiete gelten oder in denen sich Virus-Mutationen bereits ausgebreitet haben. Die EU-Kommission will besonders Corona-betroffene Regionen künftig mit "dunkelrot" kennzeichnen - dort sollen dann verschärfte Reiseauflagen gelten.

Das Robert-Koch-Institut meldete am Dienstag erneut sinkende Corona-Neuinfektionszahlen. Mit 6408 lagen sie deutlich unter dem Nivau der Vorwoche. Allerdings wurde zugleich 903 weitere Corona-Todesfälle binnen eines Tages gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 107,6 nach 111,2 am Vortag. Sie beschreibt, wie viele Menschen sich innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner neu anstecken. Die Zahl der Corona-Intensiv-Patienten in Krankenhäusern sank erneut leicht und lag laut Divi-Register bei 4559. Insgesamt wurden in Deutschland nach RKI-Angaben 1,92 Millionen Impfdosen verabreicht. 283.000 Menschen haben nach zwei Impfungen nun den vollen Impfschutz.

Weiterlesen: Spahn zu Corona: „Es ist noch nicht vorbei“


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