Deutschland

Opel fährt milliardenschweren Betriebsgewinn ein

Lesezeit: 2 min
26.02.2020 08:19  Aktualisiert: 26.02.2020 08:19
Nach einer harten Sanierung hat der Autobauer Opel im vergangenen Jahr seinen Betriebsgewinn auf 1,1 Milliarden Euro ausgebaut.
Opel fährt milliardenschweren Betriebsgewinn ein
Opel strahlt wieder. (Foto: dpa)
Foto: Frank Rumpenhorst

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Der Opel-Mutterkonzern PSA geht mit einem Rekordgewinn in die Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler. "PSA ist einer profitabelsten Autohersteller der Welt", sagte Konzernchef Carlos Tavares am Mittwoch in Rueil-Malmaison bei Paris.

Er lobte ausdrücklich das Abschneiden der deutschen Tochter Opel, die gut zweieinhalb Jahre nach der Übernahme die Wende geschafft habe. "Sie haben es gemacht", so Tavares. Der Traditionshersteller aus Rüsselsheim fuhr 2019 einen Betriebsgewinn von 1,1 Milliarden Euro ein. Im Jahr zuvor waren es noch 859 Millionen Euro gewesen. Gleichzeitig sank der Umsatz um knapp eine Milliarde auf 17,4 Milliarden Euro.

Opel gehört mit der Schwester Vauxhall seit Sommer 2017 zu den Franzosen. Bei der Sanierung blieben viele Arbeitsplätze auf der Strecke. Die Einmalkosten für Abfindungen sind in den operativen Gewinnzahlen wie auch Zinsen und Steuern nicht berücksichtigt.

Der PSA-Konzern, zu dem auch die französischen Traditionsmarken Peugeot und Citroën gehören, steigerte den Nettogewinn um gut 13 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür waren Kostensenkungen und neue Automodelle. Der Umsatz des Konzerns wuchs um ein Prozent auf 74,7 Milliarden Euro, obwohl er 2019 mit 3,48 Millionen Autos gut zehn Prozent weniger verkauft hat als im Jahr zuvor.

Gestrichen wurden vor allem Spritfresser und verlustreiche Opel-Modelle mit technischer Grundlage aus der General-Motors-Vergangenheit. Tavares sagte, er sei sicher, dass PSA im laufenden Jahr die europäischen Grenzwerte für CO2-Emissionen einhalten werde. "Im Januar und Februar halten wir sie ein."

Der Konzernchef zeigte sich auch zuversichtlich, dass er grünes Licht von den Wettbewerbsbehörden für den Mega-Zusammenschluss mit Fiat Chrysler (FCA) bekommt, der spätestens im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein soll. PSA und FCA hatten Ende des vergangenen Jahres angekündigt, den viertgrößten Automobilhersteller der Welt zu schmieden. "Wir führen zwei Unternehmen zusammen, die gesund sind", betonte Tavares.

Branchenexperten hatten darauf hingewiesen, dass FCA unter Führung des inzwischen gestorbenen Managers Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet habe. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und RAM unterwegs. Die Branche steht unter Zugzwang, milliardenschwere Investitionen in Elektromobilität und autonomes Fahren zu bewältigen.

Opel-Chef Michael Lohscheller feierte die Zahlen als "Ergebnis der harten Arbeit aller Opelaner" und verkündete eine Erfolgsprämie von 600 Euro für jeden Beschäftigten in Europa - die erste bei dem dauerkriselnden Autobauer seit 1997. Die eigentlich erst für 2026 angepeilte Profitabilität habe man mit 6,5 Prozent Marge bereits übertroffen und verfüge nun über ausreichende Mittel für zukunftsweisende Investitionen.

Zweieinhalb Jahre nach der Übernahme durch PSA besitzen die drei deutschen Standorte trotz Umsatzrückgangs und Jobabbaus inzwischen handfeste Perspektiven: In Montagewerk Eisenach läuft der noch frische SUV Grandland inklusive einer Elektroversion vom Band, und am Komponenten-Standort Kaiserslautern soll mit freundlicher Unterstützung des Steuerzahlers eine der größten Batteriefabriken Europas mit rund 2000 Arbeitsplätzen entstehen.

Darben muss noch der Stammsitz Rüsselsheim, wo erst im kommenden Jahr die Neuausgabe des Massenmodells Astra startet und dann das Montagewerk im Zweischichtbetrieb auslasten soll. Bis dahin bestimmen Kurzarbeit und seltene Produktionstage für das Auslaufmodell Insignia den Alltag. Das Entwicklungszentrum mit zuletzt 4850 Vollzeitstellen könnte weiter verkleinert werden, wenn bei einer gelungenen Fusion mit Fiat-Chrysler weitere Entwicklerkapazitäten in den Konzern kämen.

Der Opel-Gewinn ist letztlich auf den rigiden Schrumpfkurs zurückzuführen, für dessen Fortführung Lohscheller sich die Rückendeckung der Gewerkschaft IG Metall gesichert hat. Der Deal ist immer gleich: Tausende Beschäftigte können mit goldenem Handschlag das Unternehmen verlassen, und für die übrigen werden die Jobgarantien verlängert, aktuell bis Mitte 2025. PSA hat sich die Programme zu Abfindungen, Vorruhestand und Altersteilzeit bei Opel allein im vergangenen Jahr 855 Millionen Euro kosten lassen - mit ähnlichen Summen ist auch in den kommenden Jahren zu rechnen.

Bei der Übernahme im August 2017 zählte Opel noch mehr als 19 000 Köpfe, heute besteht die um einige Verwaltungen von PSA Deutschland ergänzte Mannschaft aus gut 17 000 Männern und Frauen. Für die Werke Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach nennt Opel zum Jahresende 2019 die Zahl von 13 660 Vollzeitstellen, weitere Abschiede sind bereits vereinbart.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...